Der Schlosspark

Schon Mitte des 18. Jhds. wurden in England die strengen Barockgärten durch offene Landschaftsparks mit Blickachsen, Rasenflächen und Baumgruppen abgelöst. Graf Friedrich v.d.Decken beschäftigte sich mit den entsprechenden Fachbüchern und konnte auch seinen Sohn Graf Adolf v.d.Decken für die Idee eines englischen Schlossparks begeistern.
Die Anlage des königlich Wallmodenschen Gartens (später Georgsgarten) 1836 in Hannover durch den Gartenarchitekten Schaumburg gab beiden Anschauung. Es bedurfte jedoch umfangreicher Planungsarbeiten, die Graf Adolf selbst durchführte und der Mitarbeit seiner Frau Louise, geb. v.Wallmoden, damit im Hungerjahr 1847 der Traum vom großen, repräsentativen Schlosspark Wirklichkeit werden konnte.
Die Arbeiten dazu umfassten die Anlage der Gewässer, der Bodenmodellierung, der Wege und Pflanzungen. Zusätzlich entstand die architektonische Parkausstattung. Neben einer künstlichen Ruine und einem Obelisken auf einer Teichinsel als auffäl-ligsten Architekturelementen waren dies die große Teichbrücke mit dem romantischen Durchblick zum Schloss, das Tor an der Wallmodener Straße mit seinen vasen-bekrönten Postamenten, ein gotisches Holzhäuschen am Moosteich mit benachbarter Knüppelbrücke, sowie einige durch Stützmauern gefasste Nischen für Bänke und ein Bootshaus vor der Freitreppe.


Die Hauptzufahrt zur Anlage wurde zur Wallmodener Straße verlegt. So bekamen Besucher des Schlosses, wie z. B. die hannoversche Königsfamilie, bei der Auffahrt durch den Park den Eindruck vermittelt, dass sich das Schloss weit entfernt vom Dorf inmitten einer prächtigen Anlage befinde. Eine Anlage von der Größe des Ringelheimer Schlossparks (im Kernbereich 27 ha, im gesamten Planungsbereich 110 ha) konnte natürlich nicht in einem Jahr fertiggestellt werden. Der Park bedurfte einer lang andauernden Periode des gelenkten Wachstums, um sein heute noch charakteris-tisches Erscheinungsbild zu erlangen.


Graf Adolf v.d.Decken widmete sich bis zu seinem Tod im Jahre 1886 nahezu 40 Jahre lang seinem Werk. Sein Sohn Graf Georg v.d.Decken pflegte den ererbten Park und hielt ihn in vielen Gemälden, von denen leider nur zwei erhalten sind, fest. Sein Nachfolger Baron Walter v.d.Decken baute um die Jahrhundertwende in den süd-westlichen Teil des Parks eine Reithalle und einen Tennisplatz. Beides wurde allerdings schon bald an die Überlandzentrale Helmstedt verkauft, weil diese für den Leitungsbau und die Wartung immer größere Flächen benötigte.


1938 übernahmen die Reichswerke mit dem Schloss auch den Park, sorgten aber weiterhin mit den von Baron v.d.Decken übernommenen Gärtnern für seine Pflege. Ab 1949 wurden dann im Rahmen der therapeutischen Nutzung Liegehallen auf die große Wiese gebaut und zur besseren Versorgung ein Weg dorthin vor der Freitreppe.
Drei Ärztehäuser entstanden im süd-östlichen Teil und ein Schwimmbecken auf der Wiese vor dem Schloss sowie eine Minigolfanlage führten zu einer weiteren Zerstörung des ursprünglichen Konzeptes.


Danach diente der Park als Kureinrichtung für das LVA-Erholungsheim, das im Schloss untergebracht war - und schließlich der Regenerierung von seelisch Behinderten des Landeskrankenhauses Königslutter. Seit 1969, nach dem Kauf durch das Land Niedersachsen, war der Park auch wieder für die Ringelheimer frei zugänglich. Sie machen davon eifrig Gebrauch - im Sommer zum Spazierengehen und im Winter zum Schlittschuhlaufen auf den Teichen.
Gepflegt wurde der Park seit dieser Zeit von den Patienten des Landeskrankenhauses, die inzwischen in das neu erbaute Judithheim umgezogen sind, aber diese Aufgabe weiter wahrnehmen.


© Text von Dirk Schaper, Ortsheimatpfleger