Der Taubenturm

Nachdem Abt Franz Schlichting mit dem Wiederaufbau und der Umgestaltung des Konventgebäudes 1709 begonnen hatte, ließ er als Mittelpunkt des Wirtschaftshofes einen achteckigen Taubenturm aufführen, um mit den dort gezüchteten Tauben das Kloster zu bestimmten Zeiten für die Tafel zu versorgen. Entsprechend dem Schmuckbedürfnis des Barock wurde dieser Turm nicht ganz schlicht gehalten, sondern in gestalterischer Anlehnung an den Dachreiter der Klosterkirche ebenfalls mit einer achteckigen Barockhaube versehen. Innen wurde er über die gesamte Mauerhöhe mit Nistnischen für die Tauben versehen.
Nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preußen baute dann der Nachfolger Peumanns, Franziskus Freihoff, ein kleines Schulgebäude mit zwei Klassen an den Taubenturm. Die Inschrift über der Tür: FF R FFA 1748 weist auf Erbauer und Baujahr hin.


In den Turm wurde später eine Decke eingezogen und der so entstandene Raum diente als Kurzzeitgefängnis für festgenommene Gesetzesbrecher bis zur Überstellung an das Amt Liebenburg. Während der Nazi-Zeit traf sich im Anbau die Hitler-Jugend.


Der Turm wurde vom Gutsinspektor Stapel 1952 neu gedeckt und der Anbau wurde als Maschinenhaus zur Wasseraufbereitung während der Zeit genutzt, als im Schloss die Lungenheilstätte untergebracht war. Nach dem Kauf des Gutes durch Karl Löwe 1968 stand der Taubenturm lange leer.

Seit 1999 wird er von einem Freundeskreis, der „AG Taubenturm" restauriert, um das Gebäude als Ganzes später für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen.


© Text von Dirk Schaper, Ortsheimatpfleger