Die ehem. Klosterkirche St. Abdon und Sennen
Nach dem Urteil des Hildesheimer Regierungs-präsidenten vom 2. 10. 1939 hat die ehe-malige katholische Klosterkirche einen unge-wöhnlich hohen Denkmalswert und gehört zu den hervorragendsten Baugruppen des Bezirks. Im Jahre 940 stiftete Graf Immat aus dem Hause der Immendinger in dem schon bestehenden Ort Ringelheim ein Frauenkloster. Das wird in einem Schutzbrief bestätigt, den Otto I. am 17. Januar 941 in Mainz ausgestellt hat. Wenn auch auf Grund einiger späterer Hinzufügungen die Urkunde von einigen Historikern als Fälschung angesehen wird, ist man heute einhellig der Meinung, dass das Stiftungsdatum grundsätzlich korrekt ist.
In diesem Jahr ist dann auch der erste Vorgängerbau der heutigen Kirche errichtet. Größe und Aussehen sind unbekannt, aber der Standort war schon der gleiche am hohen Ufer der Innerste, um vor den
jährlich wiederkehrenden Hochwassern sicher zu sein.
Genaueres ist über die Kirche erst seit dem Jahre 1153 bekannt, als die Nonnen durch den Männerorden der Benediktiner abgelöst wurden. Damals war die Kirche nur 2/3 so lang und viel niedriger als
heute. An der Westseite, wo sich auch der Haupteingang befand, hatte sie einen Turm mit langer pyramidenförmiger Haube und zwei Kapellen.
1485 - 1504 wurde nach Einführung der Bursfelder Reform der heutige gotische Chor errichtet. 1570 wurde dann durch Herzog Julius die Reformation eingeführt und Heinrich Wirsche als Protestantischer
Abt eingesetzt. Dieser riss den Lettner ein und entfernte den daran befindlichen Kreuzaltar, um die gesamte Kirche für die Gemeinde zu öffnen. Nachdem Volrad von Mansfeld das Kloster 1552 geplündert
und fast alle wichtigen Kunstschätze entführt hatte, schädigte der Großbrand von 1596 die Kirche stark, so dass der Turm und die dazugehörigen Kapellen abgerissen werden mussten.
Nach der Rückgabe des Klosters an die Benediktiner 1643, konnten wegen der Armut des Klosters zunächst keine Bauarbeiten an der Kirche vorgenommen werden. Erst mit der Einsetzung von Abdon Könich als
Abt begann eine Zeit aktivster Bautätigkeit.
1694 ließ er die Mauern des Mittelschiffs und der Seitenschiffe mehrere Meter höher ziehen als sie vorher gewesen waren, versah die Kirche ein Jahr später mit dem spitzgauben-verzierten Dach und dem
Dachreiter, der schon an der Traufe beginnend in den Dachstuhl eingebaut ist und vom Dachstuhl an zwei achteckige Laternen trägt. Die untere dient als Glockenstube.
Der ehemalige Westturm wurde nicht wieder aufgebaut, sondern 1730 von Abt Bernward Peumann mit der heutigen Barockfassade versehen. Eine großzügige Freitreppe mit 11 Stufen führt zu dem mit drei
Heiligenfiguren verzierte Portal.
Die Innenausstattung wurde ebenfalls von Abdon Könich in Auftrag gegeben. Es entstand der barocke Hochaltar und die Kanzel und vor allem gab er die heute in Fachkreisen weltbekannte Orgel bei dem
Einbecker Orgelbaumeister Andreas Schweimb in Auftrag.
Die Gestaltung des inneren Kirchenraumes wurde 1796 noch einmal grundlegend verändert unter Abt Godehard Arnoldi. Er ließ die Kirche insgesamt klassizistisch gestalten und entsprechend diesem Stil
mit glatten weißen Wandflächen ausstatten. Die Mittelschiffswände werden beiderseits von sechs Pfeilern getragen, dazwischen Rundbögen. Mittelschiff wie Seitenschiffe haben Stuckdecken, deren Spiegel
Profilleisten einfassen und in die den rundbogigen Fenstern entsprechende Stichkappen einschneiden.
Die Gemälde im Hochaltar wurden zur gleichen Zeit durch den Hildesheimer Maler Pöttinger neu gestaltet. Die Seitenaltäre wurden ebenfalls zur gleichen Zeit geschaffen, wobei die Künstler sich
stilistisch an den Hochaltar anlehnten und eine Pieta aus dem 16. Jhd. verwendeten.
Die Kirche St. Abdon und Sennen stellt ein in der Stadt Salzgitter einmaliges Baudenkmal dar, und ist durch die „Ringelheimer Orgeltage" weithin bekannt.
© Text von Dirk Schaper, Ortsheimatpfleger